Hoi An, nur eine kurze Fahrt von Da Nang entfernt, ist eine der charmantesten und schönsten Städte Vietnams. Ich würde sogar sagen, dass Hoi An der bisher schönste Ort in Vietnam ist, zumindest von dem, was wir kennen. Mit ihren gut erhaltenen Altstadtgassen, die von Laternen in warmes Licht getaucht werden und sich ideal zum bummeln und spazieren eignen, den historischen Handelshäusern die sowohl beeindruckend als auch faszinierend sind und einer einzigartigen Mischung aus vietnamesischer, chinesischer und französischer Architektur, verzaubert Hoi An die zahlreichen Besucher aus aller Welt auf den ersten Blick. Früher war die Stadt ein bedeutender Handelshafen, heute ist Hoi An sogar ein UNESCO-Weltkulturerbe und vorallem ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und kulinarische Genüsse in harmonischem Einklang stehen. Zumindest in der Stadt selbst und zum größten Teil.
Leider gibt es hier - wie auch sonst fast überall in Vietnam - eine eigenartige Mischung aus Kultur, Traditionen und gefakten Touristenattraktionen. Nicht alles was authentisch, echt und traditionell scheint ist es auch wirklich. Viel ist gestellt, nachgemacht oder vielleicht auch mittlerweile nur noch eine Touristenbeschäftigung, die leider in vielen Bereichen an einen Freizeitpark erinnert. Nichts desto trotz, Hoi An ist definitiv eine wunderschöne Stadt - so schön, dass uns ein Tag hier definitiv nicht gereicht hat. Wir haben uns, wie vermutlich auch viele andere, in Hoi An verliebt, haben hier einen wundervollen Nachmittag verbracht und noch lange nicht genug. Trotzdem muss ich auch sagen, dass uns nicht alles an unserem Ausflug so gut gefallen hat. Wie wir unseren Tag in Hoi An verbracht haben, was wir gemacht haben und wie unsere Eindrücke waren, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel. Aber eins vorweg: wir haben definitiv vor, noch den ein oder anderen Tag in Hoi An zu verbringen, so begeistert waren wir von der historischen, wunderschönen Stadt Vietnams.









Hoi An, Vietnam, August 2025
Basket Boat Ride in Coconut Village
Unser erstes Ziel auf unserem Weg in die historische vietnamesische Stadt Hoi An, war Coconut Village. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mich ausnahmsweise vorher nicht sonderlich informiert habe, was uns dort eigentlich erwartet. Vielmehr wollte ich mich auch ein wenig überraschen lassen und da ich öfter gelesen hatte, dass Coconut Village zu den Orten gehört, die man sich bei einem Besuch in Hoi An ansehen sollte, sind wir einfach mit dem Taxi dorthin gefahren. Von Da Nang aus hat die Fahrt etwa 40 Minuten gedauert und uns knappe 10€ gekostet, also echt günstig. In Coconut Village angekommen, fragte unser Fahrer, ob wir danach weiter nach Hoi An wollten und bot an, für 100.000 Dong, also ca. 3€, auf uns zu warten und uns dann weiter nach Hoi An zu bringen. Ein Angebot, was wir gerne angenommen haben. Wir hatten noch nicht richtig angehalten, da wurden uns schon die Autotüren geöffnet und wir wurden von Vietnamesen in Richtung des angrenzenden Flusses geführt. Vermutlich wäre es schlauer gewesen, wenn wir uns vorher Tickets besorgt hätten, so waren wir völlig planlos und haben uns einfach durchführen lassen.
Auf dem Fluss tummelten sich bereits unzählige kleine, bunte runde Kokosnuss-Boote, hier traditionell als "Basket Boats" bezeichnet. Die runden Nussschalen sind typisch in Vietnam und sehen wirklich aus, wie gigantische Kokosschalen mit einer Bank in der Mitte. Über eine selbstgebaute Holztreppe wurden wir auch schon zu zweit in eines dieser Basket-Boats gesetzt. Auf unsere Nachfrage, was die Bootsfahrt kostet, zahlten wir 600.000 Dong, ca. 20€. Für vietnamesische Verhältnisse ist dieser Betrag im übrigen der höchste, den wir bisher irgendwo bezahlt haben. Wir wurden noch mit zwei traditionellen vietnamesischen Reishüten als Sonnenschutz ausgestattet und schon paddelte unser Fahrer mit uns los. Rund um uns herum waren unzählige andere der Kokosnussschalen-Boote, alle paddelten den Fluss hinunter. Alleine in diesem kleinen runden Boot zu sitzen, ist eine einmalige Erfahrung und definitiv sehr cool. Aber man hat auch direkt gemerkt, dass das hier ein mehr als touristischer Ort ist. Aber gut, so ist das eben manchmal einfach. Wir sind den breiten Fluss entlang gepaddelt bis zu einer Flusskreuzung, wo es auf der rechten Seite in einen schmaleren, von Bambus umrahmten Flussarm hinein ging. Bevor wir in den schmalen Fluss abgebogen sind, wurde vom Ufer aus noch ein Foto von uns in unserem Basket-Boat gemacht. Nach diesem Foto mussten wir dann Schwimmwesten anziehen. Der Fahrer erklärte uns, dass die Polizei sonst hohe Strafen fordert. Wenige Meter später konnten wir die Westen allerdings wieder ausziehen, also scheint die Kontrolle dort nur auf bestimmten Flussabschnitten zu sein.
So sind wir dann die kleinen Flüsse entlang gepaddelt, konnten den Bambus und die tropischen Wälder rechts und links bestaunen und haben sogar den ein oder anderen kurzen Stop eingelegt, wo unser Fahrer Fotos von uns machte. Gut geschützt mit den Reishüten, welche von innen extra mit UV-Schutz ausgestattet sind und einem extra Sonnenschirm ließ sich die Mittagshitze auch gut aushalten. Es ist richtig schön, in dem kleinen runden Boot durch die Flüsse zu paddeln, den Wind zu spüren und einfach den Moment zu genießen. Auch wenn es voll war und wir auch an einigen Stellen mit anderen Booten zusammenstießen. Diese Momente erinnern dann ein wenig an eine Wasserhahn im Fantasialand. Schließlich lichtete sich der Bambus, wir wurden von lauter Partymusik empfangen. Hier finden dann die berühmten "spinning-boat" Vorführungen statt. Hierbei wird das Basket-Boat per Paddel gekonnt super schnell im Kreis gedreht, sodass es wild von einer auf die andere Seite wackelt. Alles begleitet von lauter Musik und ausgiebiger Stimmung. Wir wurden ebenfalls in ein anderes Boot geleitet, sollten dann aber weitere 300.000 Dong (ca. 10€) zahlen, um selbst die "spinning-Erfahrung" zu machen. Da wir bereits in dem anderen Boot saßen, haben wir bezahlt und wurden kurz darauf auch schon herumgewirbelt. Ich fand es tatsächlich ganz cool, Marc ist dabei aber schlecht geworden. Vermutlich auch, weil er auf den Boden geschaut hat. Nach einer kurzen Fahrt im "Spinning-Boat" ging es dann auch zurück in unser Boot und langsam auf den Rückweg. Unser Fahrer machte uns noch auf einen "Fischer" aufmerksam, der dann ein Fischernetz auswarf. Ja, definitiv ein cooler Anblick, allerdings auch nicht echt sondern nur für sie Touristen gemacht. So wie eigentlich alles hier. Leider.
Auf dem Rückweg wollte unser Fahrer mehrfach, dass wir ihm noch zusätzlich Trinkgeld als Dankeschön geben, was wir allerdings abgelehnt haben, da wir ja bereits knappe 900.000 Dong bezahlt hatten. Am Ausgang konnten wir dann für weitere 100.000 Dong das Foto vom Anfang kaufen, was wir auch gemacht haben. Einfach als Erinnerung. Alles in allem war die Basket-Boat Fahrt in Coconut Village definitiv ein cooles Erlebnis und eine einmalige Erfahrung, allerdings kommt man sich aber doch vor wie in einem Freizeitpark, man wird sehr durchgeschleust, alles ist auf Entertainment ausgelegt und es wird versucht, so viel Geld wie möglich zusätzlich abzuzocken. Alles kostet extra, wird einem aber nicht transparent mitgeteilt. Wer hier eine authentische, echte Bootsfahrt durch die Bambusflüsse von Vietnam erwartet, wird definitiv enttäuscht. Nichts desto trotz bin ich froh, dass wir es mitgemacht haben. Einmal reicht dann aber auch. Ich muss aber auch nochmal erwähnen, dass wir jetzt schon sehr oft die Erfahrung gemacht haben, dass vermeintlich traditionelle, authentische und auch kulturell wirkende Orte oder Unternehmungen in Vietnam das absolute Gegenteil sind. Hier ist das meiste nachgebaut, auf alt gemacht und künstlich. Es ist auf Entertainment der Besucher ausgelegt und hat leider wenig mit einer authentischen, traditionellen Erfahrung zu tun.








Hoi An, Vietnam, Basket Boat Ride, August 2025
Hoi An - eine historische Altstadt mit Charme
In einer knapp 15 minütigen Fahrt ging es dann auch weiter nach Hoi An. Dort angekommen, wussten wir zunächst auch nicht, ob wir vielleicht sogar hier ein Ticket brauchen, um die "Ancient City" anzusehen. Zumindest stand an der Brücke die auf die andere Flussseite zur Ancient City führt ein Häuschen, wo Tickets verkauft wurden. Da wir aufgrund der Erfahrung in Coconut Village nicht schon wieder Tickets kaufen wollten, sind wir einfach zunächst auf der Flussseite entlang spaziert, wo wir waren. Hier wurden wir direkt von kleinen Cafés, netten Shops und Restaurants empfangen. In einem der Cafés (Café INN) haben wir uns in den kleinen Stühlen niedergelassen und uns erstmal einen kühlen Smoothie (Drachenfrucht-Banane) und einen Peanut-Coffee gegönnt. Nach der Bootsfahrt und dem schnellen "Spinning-Ride" hat es dann gut getan, hier einfach erst mal in aller Ruhe etwas zu trinken und in Hoi An anzukommen. Außerdem hatten wir von unseren Plätzen aus einen tollen Blick auf den Fluss und die gegenüberliegende Altstadt von Hoi An. Die Café-Kultur in Vietnam ist etwas, was wir beide sehr lieben und bisher noch in keinem anderen Land so erlebt haben. Egal wo man ist, überall gibt es kleine Cafés, eigentlich alle haben auch guten und leckeren Kaffee und laden gerade zu zum Entspannen ein. So haben wir hier etwa eine dreiviertel Stunde einfach das Treiben beobachtet und uns bequem zurückgelehnt.
Am späten Nachmittag sind wir dann weiter durch Hoi An geschlendert, einfach drauf los und ohne besonderes Ziel. Gemeinsam mit vielen anderen Besuchern und Touristen sind wir so über die alte Holzbrücke mit Blick auf die alte japanische Brücke "Chùa Cầu" und den Fluss von Hoi An auf der anderen Seite schließlich in den wunderschönen Gassen der historischen Altstadt gelandet. Die Straßen sind nahezu alle eingerahmt von grünen Bäumen, Pflanzen, bunten Blumen und natürlich den typisch vietnamesischen Laternen. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll, weil alles so toll und schön aussieht. Die Menge an Touristen macht es dann natürlich nicht besser. Es gibt zahlreiche kleine Läden mit Kunstwerken, Souvenirs, Handwerkskunst, vietnamesischen Speisen, Kaffee, Tee oder auch Schokolade. Zwischen den unzähligen Shoppingmöglichkeiten gibt es mindestens genau so viele Cafés, Restaurants und Bars. Ein Gebäude schöner und interessanter gestaltet, als das andere. Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch viele kleine Straßenstände, die typisch vietnamesische Köstlichkeiten wie Crispy Pancakes, Crepe, Obst, Tee und noch vieles mehr anbieten. Hoi An ist definitiv eine wunderschöne Stadt und ich kann verstehen, warum dieser Ort zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Da es uns aber etwas zu voll war, sind wir einfach ein wenig abseits der Touristenmassen durch abliegendere Gassen und Straßen geschlendert. Klar, in Hoi An gibt es natürlich bekannte und beliebte Spots, wie beispielsweise das Café "Moments Hoi An" oder auch diverse Tempel und andere Instagramspots, die dann natürlich sehr überfüllt und überlaufen sind. Keine Frage, diese Spots sind nicht ohne Grund so beliebt, allerdings gibt es in Hoi An auch abseits der Touristenspots wunderschöne Gassen und mehr als genug zu entdecken. So haben wir uns auf dem Weg durch die historische Altstadt an einem Straßenstand einen veganen "Pancake" aus Süßkartoffeln, Kokos und Bohnen geholt und noch einen traditionellen, vietnamesischen Crispy Pancake "Banh Xeo" für Marc. Gestärkt von den leckeren Snacks sind wir ziellos umhergelaufen und haben einfach die ganzen Eindrücke auf uns wirken lassen. Wir waren in vielen der kleinen Shops, haben uns zwischendurch etwas kühles zu trinken geholt und auch mal auf einer Bank am Straßenrand niedergelassen und von dort das bunte Treiben Hoi Ans bewundert. Wir waren mehr als geflasht von Hoi An und mindestens genau so begeistert. Ich hatte absolut nicht erwartet, dass diese vietnamesische Stadt mir/uns so unfassbar gut gefallen würde.









Hoi An, Vietnam, August 2025
Kunsthandwerk, maßgeschneiderte Seide, Kaschmir & Gemälde - unsere Highlights
Die Zeit in Hoi An verging unglaublich schnell und obwohl wir es am Ende nicht einmal in den berühmten Altstadtteil "Ancient City" und die beliebte Riverfront mit den bunt beleuchteten Booten geschafft haben, wir haben uns definitiv in die charmante Stadt verliebt. Den gesamten Nachmittag und auch den Abend bis etwa 21:30 sind wir durch die vielen Gassen geschlendert, haben neue Eindrücke gesammelt und uns durch die vielen Läden geshoppt. Besonders begeistert sind wir von den vielen lokalen Künstlern, die wunderschöne handgemalte Kunstwerke in allen Größen, Varianten und Farben anbieten. Nahezu jede Künstler hat seinen eigenen Stil und wir hatten große Freude daran, uns diese Galerien anzusehen und die Gemälde zu bewundern. In einem dieser Geschäfte waren wir so begeistert, dass wir zwei große Gemälde für etwa 40€ erworben haben. Hier hat uns nicht nur der Stil der Bilder überzeugt sondern auch die liebe, nette Dame, die uns zunächst freundlich begrüßt und beraten hat, uns dann aber mitteilte, dass sie eigentlich gerade zur Kirche wollte und fragte, ob wir später wieder kommen. Da wir keine vergleichbaren Gemälde gefunden haben - bzw. die anderen uns einfach nicht so gut gefallen haben wir hier - haben wir am Abend bei ihr die beiden Gemälde abgeholt. Abgesehen davon, dass diese wunderschön sind und man solche Kunstwerke in Deutschland nicht findet, sind sie auch noch günstig und eine tolle Erinnerung an unsere Zeit in Vietnam.
Fast genauso fasziniert wie von den vielen handgemalten Bildern waren wir von den vielen Schneidern, die Seidenkleider und auch Anzüge anbieten. Hier gibt es allerdings große Qualitätsunterschiede, die man aber bei einem kurzen berühren der Stoffe eigentlich leicht bemerkt. In einem kleinen Laden, etwas abseits der beliebtesten Gassen, hat Marc ein Kleid entdeckt, was uns beiden sofort gut gefallen hat. Ein traditioneller chinesischer Stil, dennoch aber modern und nicht zu auffällig in dezenten aber wunderschönen Farben. Die Schneiderin hat uns sofort nett beraten, uns alles erklärt und so habe ich das Kleid anprobiert. Leider war es etwas zu groß, was aber kein Problem war. Noch im Laden wurden meine Maße genommen und das Kleid wurde direkt für mich abgeändert. So sind wir eine Stunde später erneut hier her geschlendert und haben mein neues, maßangepasstes Seidenkleid abgeholt. Ebenfalls super günstig! Und so schön. Wahnsinn! Auf unserem Weg durch die Gassen haben wir dann noch einen handbemalten Fächer mit individuellen Design und unserer eigenen kaligrapisch gestalteten Gravur erworden. Hoi An ist ein wahres Shoppingparadies!
Natürlich durfte ein Banh Mi bei unserem Besuch nicht fehlen. Hier hat mich ein Restaurant angelockt (Chuben Banh Mi), die neben den typischen herzhaften Banh Mi auch süße Varianten anbieten. Hier hat Marc ein Banh Mi mit Beef und Kräuterkruste verdrückt und wir haben uns noch was kühles zu trinken genehmigt. Anschließend sind wir weiter durch die bunt beleuchteten Gassen geschlendert, haben die Laternen und das gesamte Feeling bewundert und schließlich noch die Kaschmirgeschäfte für uns entdeckt. Ja, auch hier mussten wir einfach zuschlagen. Zum Abschluss waren wir noch in einem Pub ein Craft beer mit Chili sowie eine Cola trinken, bevor wir uns dann auf den Heimweg zurück nach Da Nang gemacht haben. Tatsächlich hatten wir dann auch schon 21:30 und es machte den Eindruck, dass die meisten Läden auch so langsam schließen. Bevor wir mit dem Taxi zurück gefahren sind, haben wir uns noch zwei vegane Banh Mi an einem Straßenstand (Lê Hội Bánh MÌ Chay (Le Hoi Vegan Banh Mi) gegönnt. Dann ging es in 40 Minuten Fahrt für weitere 10€ zurück in unsere Wohnung, wo wir nach einer Dusche auch erschöpft ins Bett gefallen sind. Eins ist aber klar: Hoi An hat uns unfassbar gut gefallen und wir wollen noch einmal dorthin. Alleine, um uns auch Ancient City, den beleuchteten Fluss und den anderen Teil dieser beeindruckenden und faszinierenden Stadt anzusehen.









Hoi An, Vietnam, August 2025
